Oberpfalz

Bühne frei für die Kemnather Passion

Von Carolin Böckl

KEMNATH. Seit Anfang Dezember herrscht reges Treiben in der Kemnather Mehrzweckhalle. Während die Schauspieler ihre Rollen einstudieren und der Chor bekannte wie neue Lieder probt, nimmt dort die rund 120 Quadratmeter große Passionsbühne Gestalt an. Mitte Januar beginnen die Proben in der Halle, und dank der erfahrenen Bühnenbauer steht dem Start nichts mehr im Wege.

Peter Walberer in luftiger Höhe

Jedes Einzelteil der Kemnather Passionsbühne hat seinen festen Platz. Die drei Hauptakteure Wolfgang Heser, Peter Hackl und Peter Walberer sind erfahrene Bühnenbauer und wissen genau, welches Bauteil wohin gehört. Seit der letzten Passion 2018 lagerten die Bühnenteile in der Missionshalle. Der Kemnather Bauhof unter der Leitung von Peter Wolf und Michael Deubzer übernahm gemeinsam mit einem Lkw der Firma Transpot den Transport der Elemente in die Mehrzweckhalle. Dort wurden die 15 Bühnenplatten auf ein eigens konstruiertes, metallisches Untergestell montiert. Damit das gesamte Geschehen gut sichtbar ist, ist der Bühnenboden leicht zum Publikum hin abfallend. Flankiert wird die Bühne von sechs Kulissentürmen, die aus insgesamt 12 Einzelteilen bestehen und bis zu sieben Meter hoch sind. Teile der Bühne stammen aus dem Festspielhaus Bayreuth, wo sie einst Schauplatz der berühmten Wagner-Opern waren.

Vor dem Aufbau wurden Platten als Untergrund verlegt.
Der Kemnather Bauhof packt mit an

Nach jedem Aufbau müssen die Einzelteile erneut miteinander verbunden und etwaige Schäden ausgebessert werden. Durch die lange Lagerung seit der letzten Aufführung haben sich beispielsweise Kunststoffelemente von den Trägerplatten gelöst oder wurden beim Transport beschädigt. In den kommenden Tagen stehen daher Reparaturarbeiten an, bevor die Bühne bespielbar ist. Diese Aufgabe übernehmen echte Profis: Federführend verantwortlich sind Sebastian Burger, Werkstattleiter bei den Bayreuther Wagner-Festspielen, und der leitende Bühnenmaler Manuel Besinger. Nach der letzten Vorstellung am 18. April werden die Teile wieder demontiert und zurück zur Lagerstätte gebracht. Der Abbau erfolgt deutlich schneller als der Aufbau – etwa in einer Woche –, während der Aufbau rund sechs Wochen in Anspruch nimmt. Wolfgang Heser betont, dass bereits in der Nacht nach der letzten Aufführung mit der Demontage begonnen wird, damit die Halle schnell wieder genutzt werden kann. Den engagierten Bühnenarbeitern kommt zugute, dass sie bereits in Rente oder Pension sind und so genügend Zeit für das aufwendige Projekt haben.

Die Einzelteile wurden zunächst in der Halle aufgelegt
Das Gerüst für die Bühne steht.
Alexander Schmid (links) ist für die Technik zuständig
Die beiden Kreuze
Die Bühne ist auf beiden Seiten von Kulissentürmen flankiert

Beim Aufbau der Bühne steckt der Teufel im Detail. Millimeterarbeit ist gefragt, wenn die Einzelteile zusammengefügt werden. Am Ende muss alles stabil sitzen und darf keinesfalls wackeln. „Wenn bei den sechs Aufführungen alles reibungslos funktionieren soll, muss jede Kleinigkeit stimmen“, erklären die erfahrenen Bühnenbauer.

Wolfgang Heser bei der Arbeit

Bereits in der Mehrzweckhalle befinden sich auch die beiden Kreuze, die für den Kreuzweg und die Kreuzigung verwendet werden. Das Kreuz für den Kreuzweg ist mit Holz verkleidet und dennoch recht schwer. Das zweite Kreuz, das ausschließlich für die Kreuzigungsszene genutzt wird, hat eine besondere Geschichte. Der ehemalige Kemnather Museumsleiter und Hobby-Heimatforscher Anton Heindl recherchierte für einen heimatkundlichen Artikel zu den Ursprüngen dieses Kreuzes. Seinen Erkenntnissen zufolge diente das massive Holzkreuz einst als Flurdenkmal auf einem Grundstück vor dem Kemnather Milchhof. Es befand sich im Besitz der Bäckerfamilie Krauß und war mit Blechfiguren von Jesus und Maria verziert. 1972 wurde das Kreuz durch ein Steinkreuz ersetzt und landete auf dem Grundstück der Familie Krauß, wo es beinahe zu Brennholz verarbeitet worden wäre. Der städtische Bauhofmitarbeiter Rudi Schwemmer erkannte den Wert des Holzkreuzes und sicherte es für die Kemnather Passion. Gottfried Krauß stellte das Kreuz schließlich der Stadt zur Verfügung, und seit 1988 wird es für die Passion verwendet. Während der Aufführung wird es in die Bühne integriert und hochgezogen, um die Kreuzigung darzustellen.

von links: Alexander Schmid, Wolfgang Heser, Peter Hackl

Für die aufwendige Technik und die Zuschauertribüne mit knapp 900 Sitzplätzen, die ab Fasching aufgebaut wird, ist die Firma Transpot aus Creußen unter der Leitung von Alexander Schmid verantwortlich. Acht Traversen tragen Scheinwerfer und Vorhänge. Eine große Leinwand im Hintergrund, auf die stimmungsvolle Szenenbilder wie der Garten Gethsemane projiziert werden, bildet einen wesentlichen Teil der Kulisse.

Die Bühne ist fast fertig