Wolfsmanagement in Bayern: CSU-Fraktion fordert Rechtsklarheit – Aiwanger drängt auf Aufnahme ins Jagdrecht
München – Die Debatte um den zukünftigen Umgang mit dem Wolf in Bayern gewinnt weiter an Fahrt. Während die EU-Kommission die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie vorschlägt, spaltet die Frage der Umsetzung die politische Landschaft in Bayern. Klar ist: Der Umgang mit dem Raubtier bleibt ein hochemotionales Thema – zwischen Artenschutz, Weidetierhaltung und politischem Handlungsdruck.
CSU-Fraktion: Keine Symbolpolitik, sondern rechtssichere Lösungen
Für die CSU-Landtagsfraktion ist die Sache klar: Der europarechtliche Fahrplan muss eingehalten, nationale Rechtsgrundlagen müssen angepasst und rechtssichere Regelungen geschaffen werden. „Ein Entwurf ist kein Gesetz – und schon gar keine Handlungsbasis für gezielte Bejagung“, erklärt Alexander Flierl, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion. Kritik richtet sich vor allem an die Freien-Wähler-Minister Hubert Aiwanger und Thorsten Glauber, die in der Öffentlichkeit wiederholt die Aufnahme des Wolfs ins bayerische Jagdrecht gefordert haben.
Flierl wirft ihnen vor, bislang keine belastbare juristische Grundlage präsentiert zu haben. „Wer glaubwürdige Politik betreiben will, muss sorgfältig arbeiten, nicht wurschteln“, mahnt er. Es brauche tragfähige Lösungen, die sich an europäischem Naturschutzrecht orientieren – keine populistischen Schnellschüsse. Zudem verweist die CSU auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der bereits klare Leitlinien für das Wolfsmanagement enthält. Berlin müsse daher zentraler Partner bei der Umsetzung sein.
Aiwanger kontert: „Wir brauchen Handlungsfähigkeit vor Ort“
Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger sieht das anders. Er fordert ein schnelles und pragmatisches Vorgehen – und vor allem: den Wolf ins bayerische Jagdrecht. „Andernfalls sind wir für eine gezielte Bejagung unvorbereitet“, warnt Aiwanger. Er kritisiert die zögerliche Haltung des Bundes, der bislang keine Klarheit über den „günstigen Erhaltungszustand“ des Wolfs geschaffen habe – eine Voraussetzung für dessen regulierte Entnahme.
Aiwanger verweist darauf, dass das bayerische Wirtschaftsministerium bereits einen Vorschlag zur Änderung des Jagdgesetzes erarbeitet habe. „Der Föderalismus gibt uns die Möglichkeit, den Umgang mit dem Wolf selbst zu regeln – im Einklang mit europäischen Vorgaben“, sagt er. Zugleich warnt der Minister davor, dass der Bund durch seine Haltung die Handlungsspielräume der Länder beschneiden könnte. „Der Bund darf uns nicht an die kurze Kette legen, sondern muss Lösungen vor Ort ermöglichen.“
Unterstützung von Umweltminister Glauber
Rückendeckung erhält Aiwanger von Umweltminister Thorsten Glauber. Auch er sieht das Jagdrecht als geeigneten Rahmen für ein effektives Wolfsmanagement. „Schutz und Management sind kein Widerspruch“, betont Glauber. Das bewährte Reviersystem, die Einbindung der Jägerschaft und die bereits bei anderen Arten praktizierte Entnahme über das Jagdrecht seien funktionierende Strukturen, die sich auch beim Wolf anwenden ließen.
Zahl der Wölfe wächst – Druck auf Weidetierhalter steigt
Der politische Streit wird zusätzlich durch die Entwicklung der Wolfsbestände befeuert. Allein im Monitoringjahr 2023/2024 wurden in Deutschland 209 Rudel und insgesamt über 1600 Individuen erfasst – die tatsächliche Zahl dürfte noch höher liegen. In vielen Regionen steigen damit auch die Nutztierrisse, insbesondere auf Almen und in offenen Weidegebieten. Der Druck auf Weidetierhalter wächst – und mit ihm die Forderung nach raschem Handeln.
Fazit: Zwischen Rechtslage und Realität
Die bayerische Debatte um den Wolf zeigt, wie groß die Spannweite zwischen naturschutzrechtlicher Vorgabe und politischer Wirklichkeit sein kann. Während die CSU auf ein koordiniertes Vorgehen mit Berlin pocht, wollen Aiwanger und Glauber schneller Fakten schaffen. Der Weg zum zukünftigen Wolfsmanagement bleibt damit auch ein politischer Balanceakt – zwischen Föderalismus, europäischem Recht und den Sorgen der Bevölkerung im ländlichen Raum.