BayernUmwelt und Natur

Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald?

HILPOLTSTEIN. Wenn der markante Ruf des Kuckucks erklingt, ist der Frühling in Bayern in vollem Gange. Die ersten der beliebten Vögel sind bereits wieder im Freistaat zu hören. Der LBV ruft deshalb zum 14. Mal alle Menschen in Bayern dazu auf, ihren ersten rufenden Kuckuck des Jahres zu melden. „Wir wollen mit Hilfe der gesammelten Daten herausfinden, ob sich die Ankunftszeit des Kuckucks langfristig verändert, zum Beispiel als Anpassung an den Klimawandel“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson.

Da der KuckuckBestand in Deutschland leicht abnimmt, sucht der LBV nach Ursachen. Jeder kann an dem Forschungsprojekt teilnehmen und Daten liefern: einfach unter www.lbv.de/kuckuck melden, wann und wo der erste Kuckuck gehört wurde. Auf der Live-Karte können Interessierte außerdem die Ankunft des Kuckucks in Bayern mitverfolgen. Die LBV-Mitmachaktion zum ersten Kuckuck-Ruf des Jahres ist eine echte Erfolgsgeschichte. „In den vergangenen dreizehn Jahren beteiligten sich bayernweit immer mehr Naturfreunde an der Mitmachaktion“, sagt Angelika Nelson. Im Jahr 2020 freute sich der LBV über mehr als 7.000 Meldungen von bayerischen Naturfreunde zum ersten Kuckuck-Ruf des Jahres. Ab Ende März waren im letzten Jahr die ersten charakteristischen Rufe der Kuckuck-Männchen zu hören, und zwar meist in den südlichen Landkreisen Bayerns. Damit das Bürgerforschungsprojekt zur Ankunft der Zugvögel auch dieses Jahr viele aufschlussreiche Daten erhält, rät Nelson: „Jetzt beim Spazierengehen die Ohren spitzen und gleich den ersten Kuckuck dem LBV melden.“

Die ersten Kuckucke für 2021 wurden bereits dem LBV gemeldet, und zwar am 1. April östlich des Chiemsee in Oberbayern. Mit einem großen Kuckuck-Ansturm ist in den nächsten Wochen zu rechnen: „Im Jahresvergleich von 2008 bis 2020 zeigt sich, dass bis auf einzelne Ausnahmen die Mehrheit der Kuckuck-Meldungen in der zweiten Aprilhälfte eingegangen sind“, sagt Nelson. „Kuckucke rufen vor allem bei gutem Wetter. Deshalb können Schwankungen in den Daten auch witterungsbedingt sein,“ so die LBV-Biologin weiter. Übrigens ruft der Kuckuck nicht unbedingt aus dem Wald, wie es das Kinderlied vermuten lässt. Denn er bevorzugt einzelne Sitzwarten in Flussniederungen sowie Moore und Heiden als Lebensraum. Dort findet er auch seine Wirtsvögel, wie Teich- und Sumpfrohrsänger, in deren Nester das Kuckuck-Weibchen die eigenen Eier ablegt und von den anderen Vögeln ausbrüten lässt. Das Brutverhalten des Kuckucks wird auch Brutparasitismus genannt. Beim Ruf des Kuckucks ist Vorsicht geboten, denn hier besteht Verwechslungsgefahr mit einer anderen Vogelart. „Der kurze, prägnante Kuckuck-Ruf kann manchmal mit dem ähnlich klingenden, langgezogenen Balzruf der Türkentaube verwechselt werden“, sagt die LBV-Artenschützerin. Wer sich nicht sicher ist, ob der gehörte Ruf vom Kuckuck oder der Taube stammt, kann auf der LBV-Webseite den „Ruf-Check“ mit Hörbeispielen machen unter www.lbv.de/kuckuck.

Der Bestand des Kuckucks ist deutschlandweit rückläufig. Die Ursachen dafür sind komplex. Deshalb untersucht und erforscht der LBV die Biologie dieser Vogelart über ihren gesamten Lebenszyklus. „Der Grund für den Bestandsrückgang des Kuckucks liegt in einem ganzen Bündel von unterschiedlichen Effekten im Brutgebiet, auf dem Vogelzug und in den Rast- und Überwinterungsgebieten“, erklärt Nelson. Mit der Sammlung langjähriger Datenreihen zur Kuckucksankunft im Brutgebiet möchte der LBV untersuchen, inwieweit der Klimawandel für Bestandsentwicklungen mitverantwortlich ist. Denn einige Wirtsvögel des Brutparasiten, die im Mittelmeerraum überwintern, kehren früher in ihre Brutgebiete zurück. Für die erfolgreiche Fortpflanzung muss sich der Kuckuck aber genau auf das Brutgeschehen seiner Wirtsvögel abstimmen. Zu Fragen rund um den Kuckuck und allen weiteren Themen, die Vögel, Wildtiere und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an unter 09174/4775-5000.