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Waldbegehung des Stadtrates

Herausforderungen und Perspektiven der Waldbewirtschaftung in Weiden

Weiden. Der jährlichen Einladung von Oberbürgermeister Jens Meyer zur Waldbegehung mit der städtischen Forstabteilung sind in diesem Jahr 12 Stadträte gefolgt. Die Exkursion führte die Teilnehmer in verschiedene Gebiete des städtischen Waldes, darunter die Mooslohe und das Stadtgut, und bot einen umfassenden Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Waldbewirtschaftung in der Region. Stadtförster Wolfgang Winter und Dr. Günther Dobler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) begleiteten die Gruppe und erläuterten die ökologischen Probleme und Lösungsansätze.

Die Exkursion begann in der Mooslohe, einem ehemaligen Moorgebiet, das unter den Folgen der Austrocknung leidet. Von den insgesamt 300 Hektar des Moors liegen über 200 Hektar im Stadtgebiet von Weiden. Mit einer früheren Torfmächtigkeit von bis zu 5 Metern begann die Moorbildung in dieser Region vor etwa 8.000 Jahren. Stadtförster Winter erklärte, dass die Austrocknung des Gebiets zu einer Verschlechterung der ökologischen Funktion des Moors geführt hat, was erhebliche Auswirkungen auf das lokale Klima und den CO₂-Haushalt hat.

Moore sind für den globalen Kohlenstoffkreislauf von entscheidender Bedeutung. Sie speichern weltweit etwa 30 Prozent des im Boden gebundenen Kohlenstoffs, obwohl sie nur 3 Prozent der Erdoberfläche ausmachen. In intaktem Zustand entziehen Moore der Atmosphäre kontinuierlich CO₂ und speichern es in Form von Torf. Sobald Moore jedoch austrocknen oder beschädigt werden, geben sie das gespeicherte CO₂ wieder in die Atmosphäre ab, was zur weiteren Erderwärmung beiträgt. Die Renaturierung und der Schutz von Mooren sind daher ein zentraler Baustein im Kampf gegen den Klimawandel.

Nach der Mooslohe führte die Begehung die Gruppe zum „Stadtgut“, einer Waldabteilung zwischen der Autobahn und der Mooslohstraße. Hier wurde nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend Fichten aufgeforstet. Da Fichtenwälder anfälliger für Trockenheit und Schädlinge sind, plant die Stadt, den Nadelwald schrittweise in einen stabileren Laubwald umzuwandeln. Ziel ist es, den Trinkwasserschutz zu verbessern, die Lärmbelastung für die angrenzende Siedlung an der Parksteiner Straße zu reduzieren und Stickstoffeinträge im Wasserschutzgebiet zu minimieren. Dieser Umbauprozess soll sowohl ökologische als auch soziale Vorteile bringen und die Widerstandsfähigkeit des Waldes stärken.

Ein weiterer Halt der Waldbegehung war der Bereich südlich des „Waldhofs“. Hier berichtete Förster Winter über die wechselvolle Geschichte der Mooslohe. Bereits im 16. Jahrhundert gab es hier Fischzuchtversuche, und im 19. Jahrhundert wurde das Gebiet für die Torfgewinnung genutzt. Auch in diesem Bereich zeigt sich heute eine fortschreitende Austrocknung, die den natürlichen Pflanzenwuchs beeinträchtigt.

Zum Abschluss führte die Exkursion die Gruppe zum Sauerbach, wo durch die jüngste Biberaktivität das Wasser im Tal zurückgehalten wird. Stadtförster Winter erklärte, dass dies positive Auswirkungen auf das Gebiet hat, da sich durch das gestiegene Wasserniveau erste Anzeichen einer erneuten Torfbildung zeigen. Dies sei ein Beispiel dafür, wie natürliche Prozesse, wie die Biberaktivität, zur Wiederherstellung von Moorflächen beitragen können.

Oberbürgermeister Jens Meyer betonte zum Abschluss die Bedeutung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung für den Schutz des Klimas und der Biodiversität: „Unsere Wälder und Moore sind wertvolle Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist unsere Aufgabe, diese einzigartigen Ökosysteme zu schützen und für kommende Generationen zu erhalten.“

Hintergrund: Die Bedeutung von Mooren für den CO₂-Haushalt

Moore sind natürliche Kohlenstoffspeicher von enormer Bedeutung. Sie binden große Mengen an CO₂ in ihren Torfschichten, die sich über Tausende von Jahren gebildet haben. Durch den hohen Wassergehalt in Mooren wird die Zersetzung von organischem Material verlangsamt, wodurch Kohlenstoff dauerhaft gespeichert wird. Sobald ein Moor jedoch entwässert oder beschädigt wird, zersetzen sich die organischen Materialien schneller, und das gespeicherte CO₂ wird freigesetzt. Dies trägt erheblich zu den globalen CO₂-Emissionen bei.

Die Wiederherstellung und der Schutz von Mooren, wie im Fall der Mooslohe, sind daher von entscheidender Bedeutung, um den Kohlenstoff im Boden zu binden und zur Reduzierung von Treibhausgasen beizutragen. Maßnahmen wie die Wiedervernässung der Gebiete oder die Förderung natürlicher Wasserstaus durch Tiere wie den Biber spielen eine wichtige Rolle in der Erhaltung dieser wertvollen Ökosysteme.

Die Waldbegehung des Stadtrats in Weiden verdeutlicht, wie eng die Themen Waldmanagement, Moorerhaltung und Klimaschutz miteinander verknüpft sind. Nur durch eine langfristige, nachhaltige Bewirtschaftung kann es gelingen, die vielfältigen Funktionen dieser Ökosysteme zu erhalten und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.