„Notruf wegen Prüfungsstress: Wenn Lernen lebensgefährlich wird – zumindest für den gesunden Menschenverstand“
WIESAU. Pfingstsonntag in Wiesau – Sonne, Ruhe, Feiertagsidylle. Bis ein 24-jähriger Möchtegern-Komiker beschloss, sein Prüfungselend auf besonders kreative Weise zu verarbeiten. „Hilfe, Hilfe, Rettung 112,110!“ – so lautete die SMS, die er seiner Freundin schickte. Klingt dramatisch. War es aber nicht. Nur ein Scherz. Sagt er.
Die Freundin, verständlicherweise leicht alarmiert, versuchte mehrfach, den angehenden Meister wieder zu erreichen – vergeblich. Sie tat das einzig Richtige: Sie rief den Notruf. In kürzester Zeit standen HVO, Rettungswagen, Notarzt und Polizei auf der Matte. Nur um dann vor Ort festzustellen: Der junge Mann lebt, atmet, und das einzige, was akut unter Druck stand, war sein Nervenkostüm. Diagnose: Lernstress. Therapieversuch: schlechter Witz. Ergebnis: Großeinsatz für nichts.
Während echte Notfälle – Herzinfarkte, Verkehrsunfälle, Menschen in akuter Lebensgefahr – auf diese Kräfte angewiesen sind, durfte das komplette Rettungspersonal hier feststellen, dass Ironie keine medizinische Indikation ist. Was bleibt, ist nicht nur ein fader Beigeschmack, sondern auch ein potenzielles Strafverfahren wegen missbräuchlicher Notrufnutzung. Paragraf 145 StGB grüßt freundlich, aber bestimmt.
Natürlich – Stress kennt jeder. Und Prüfungen sind kein Zuckerschlecken. Aber wer in solchen Momenten lieber zur Panik-SMS als zur Lernpause greift, sollte vielleicht doch nochmal in den Bereich „Verantwortung“ nachschlagen – in großen Buchstaben.
Die Einsatzkräfte jedenfalls fanden den Gag mäßig lustig. Verständlich. Denn während sie mit Blaulicht und Martinshorn durch die Gegend hetzen, fehlen sie an anderer Stelle – dort, wo es vielleicht wirklich um Minuten geht. Dort, wo Menschen echte Hilfe brauchen. Nicht nur ein bisschen Aufmerksamkeit.
Vielleicht hilft dieser Vorfall ja zumindest einem: dem 24-Jährigen. Beim Lernen. Fürs Leben.