BlaulichtOberpfalz

Kommentar: Warum das Vertrauen in die Berichterstattung leidet

Kaum ist unser Bericht über die Gewalttat unter Jugendlichen in Altendorf bei Pressath online, schon sprießen in den ersten Kommentaren wilde Spekulationen:
Welchen persönlichen Hintergrund hat der mutmaßliche Täter? Woher kommt er? Ist er Deutscher oder hat er möglicherweise einen Migrationshintergrund?

Ganz offen gesagt: Wir wissen es nicht. Wir können es nicht sagen, denn wir sind auf die offiziellen Pressemitteilungen der Polizei angewiesen.

Und genau hier beginnt das Problem für den Lokaljournalismus. Wieder einmal wurden die Medien erst am Tag nach der Tat informiert. Früher war es üblich, dass die Presse relativ zeitnah benachrichtigt wurde. Natürlich will man während der Rettungsmaßnahmen und ersten Vernehmungen keine Fotografen oder Reporter dabeihaben – das ist nachvollziehbar. Doch in der Regel wurde die Presse zumindest im Anschluss verständigt und vor Ort über die Geschehnisse unterrichtet. Ein Pressesprecher kam an den Tatort, und wir Journalistinnen und Journalisten konnten uns ein eigenes Bild machen.

Das ist leider – wie schon so oft in letzter Zeit – auch diesmal nicht der Fall gewesen. Und so überrascht es nicht, dass Spekulationen ins Kraut schießen. Natürlich können wir uns in der Regel auf die offiziellen Informationen der Polizei verlassen; die veröffentlichten Fakten sind sicher korrekt. Aber: Ist das tatsächlich alles? Ist das die ganze Geschichte?

Genau an dieser Stelle sollten Journalistinnen und Journalisten ihrer Aufgabe nachkommen und selbst recherchieren können. Doch bei dieser Art von Pressearbeit bleibt das nahezu unmöglich. Was am Ende veröffentlicht wird, ist das, was man sich im Pressebüro des Polizeipräsidiums zuvor überlegt hat.

Hier geht ein Stück Pressefreiheit verloren. Und es sollte niemanden wundern, wenn die Menschen den offiziellen Verlautbarungen zunehmend misstrauen.