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Bayerns Landkreise schlagen Alarm: „Der ÖPNV ist ein Sorgenkind“

MÜNCHEN. Die Landräte Bayerns fordern von der künftigen Bundesregierung eine nachhaltige Lösung für die angespannte Situation im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Trotz zahlreicher Bemühungen, das Angebot mit On-Demand-Verkehren und weiteren Verbesserungen auszubauen, bleibt die Finanzierung eine große Herausforderung.

Der Präsident des Bayerischen Landkreistags, Landrat Thomas Karmasin (Fürstenfeldbruck), appellierte an die Bundespolitik, dem ÖPNV mehr Aufmerksamkeit zu schenken: „Ein funktionierender ÖPNV ist Teil einer verlässlichen Wirtschaftspolitik und entscheidend für die Lebensqualität. Er muss allen Menschen zugänglich sein – unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben.“ Besonders in ländlichen Regionen sei das Angebot dringend auszubauen, so Karmasin weiter.

Deutschlandticket allein reicht nicht aus

Die Einführung des Deutschlandtickets sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, jedoch ohne positive Auswirkungen auf das Angebot. „Das Ticket hat das Fahrtangebot bisher keinen Deut verbessert“, kritisiert Karmasin. Zudem sei die Finanzierung des Deutschlandtickets nicht ausreichend durchdacht worden. „Wer anschafft, der zahlt – das sollte auch im föderalen System weiter gelten“, so der Landkreistagspräsident.

Fehlende Planungssicherheit und steigende Kosten

Landrat Franz Löffler (Cham), Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr beim Bayerischen Landkreistag, sieht die Finanzierung als größtes Problem: „Das aktuelle Angebot im ÖPNV kann unter den bestehenden staatlichen Bedingungen nicht aufrechterhalten werden. Verlässlichkeit, Stabilität und Planbarkeit sind entscheidend. Ein günstiges Ticket nützt nichts, wenn die Busse nicht fahren.“

Löffler fordert deshalb konkrete Maßnahmen von der neuen Bundesregierung: „Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, müssen wir den Zugang zum Busführerschein erleichtern, ausländische Führerscheine anerkennen und die Ausbildungskosten senken.“ Zudem sei es notwendig, den bürokratischen Aufwand für Verkehrsunternehmen deutlich zu reduzieren.

Technologiewandel und explodierende Kosten

Neben den allgemeinen Finanzierungsproblemen belasten auch die steigenden Kosten für die Verkehrswende den ÖPNV. „In den letzten zehn Jahren sind die Anforderungen an den ÖPNV durch Elektrifizierung, alternative Antriebe und CO2-Neutralität kontinuierlich gestiegen“, erklärt Löffler. Die Kosten für einen Elektro- oder Wasserstoffbus seien zweieinhalb- bis dreimal so hoch wie für einen Dieselbus, jedoch spiegele die finanzielle Ausstattung des ÖPNV diese Entwicklungen nicht wider.

Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sind die Kosten der Verkehrsunternehmen von 2016 bis 2023 um 36,24 Prozent gestiegen, im privaten Omnibusgewerbe sogar um 50,87 Prozent. Besonders die Personalkosten schlagen zu Buche, die allein zwischen 2019 und 2023 um 34,56 Prozent gestiegen sind.

Fazit: Mehr Geld oder weniger Angebot

Die bayerischen Landräte sind sich einig: Ohne eine bessere Finanzierung durch Bund und Land droht eine Reduzierung des ÖPNV-Angebots. „Entweder wir bekommen mehr Geld vom Freistaat Bayern, oder wir müssen das Angebot zurückfahren“, warnt Löffler.

Die Forderung an die künftige Bundesregierung ist damit klar: Eine langfristige und verlässliche Finanzierungsstrategie muss her, um den ÖPNV in Bayern und ganz Deutschland nachhaltig zu sichern.