Sicherheitspolitik und Militärtechnik

ASUL – Drohnenabwehrsystem der Bundeswehr

Von Roland Wellenhöfer

Das ASUL (Abwehr-System kleine Unbemannte Luftfahrzeuge) ist ein stationäres C-UAS-System zum Schutz von Feldlagern der Bundeswehr. Es wurde im Auftrag des BAAINBw zwischen 2020 und 2022 von der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (HENSOLDT) entwickelt. ASUL vereint Radar-, Funk- und Optiksensorik mit Gegenmaßnahmen, um Drohnen bis etwa 25 kg in Echtzeit zu erfassen und zu bekämpfen.

Technische Ausstattung und Komponenten

Das System ASUL, Abwehrsystem unbemannte Luftfahrzeuge, ist als stationäres System vor allem für den Feldlagerschutz konzipiert.
Bundeswehr
Foto: Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Das ASUL besteht aus zwei verlegbaren Containern. Im kleineren 10-Fuß-Container befindet sich die Sensorik: Ein bis zu fünf Meter ausfahrbarer Mast trägt drei 3D-Radare (HENSOLDT Spexer 2000) und ein elektro-optisches Kamerasystem (HENSOLDT Z:NightOwl M) mit Tag-/Nachtsicht. Außerdem ist ein Funkpeiler (Rohde & Schwarz ARDRONIS) integriert, der die Steuerfunkverbindung der Drohne ortet. Im größeren 20-Fuß-Container ist die Effektorik untergebracht. Dazu gehört vor allem ein stationärer, ferngesteuerter Störsender (Jammer) mit deutlich höherer Leistung als Schultergeräte, was eine Reichweite von mehreren Kilometern ermöglicht. Als weitere Wirkungsmittel können bei Bedarf die portablen HP47+ „Drohnenfäuste“ (Netz- bzw. Jammer-Werfer von HP Wüst) angeschlossen werden. Die Datenfusion und das Lagebild werden über die eigens entwickelte Einsatzführung-Software ELYSION der ESG abgewickelt.

Funktionale Fähigkeiten

ASUL ist darauf ausgelegt, anfliegende kleine Drohnen in Echtzeit zu erkennen, zu klassifizieren und notfalls zu bekämpfen. Die Radare und der Funkpeiler detektieren drohnentypische Signale oder Flugmuster und gleichen diese mit Datenbanken ab. Sobald ein potentielles Ziel erkannt wird, kann der Bediener es über die Optik visuell verifizieren und entscheiden, ob es bekämpft werden muss. Zur Abwehr wird in der Regel der Jammer eingesetzt: Er sendet ein Störsignal, das GPS-Signale und/oder die Fernsteuerung der Drohne unterdrückt. Die Drohne bleibt dann oft in der Luft stehen, wo sie anschließend unschädlich gemacht werden kann. Bundeswehr und Hersteller betonen, dass ASUL sUAS in Echtzeit „detektiert, klassifiziert, identifiziert und bekämpft“. Durch die modulare Architektur können Sensoren und Effektoren je nach Einsatzlage flexibel kombiniert werden.

Einsätze und Erfahrungen seit 2022

Fünf ASUL-Systeme hat die Bundeswehr beschafft. Seit der Einführung 2022 werden sie für Ausbildungszwecke und Auslandseinsätze vorgehalten – ein Gerät steht in Todendorf für Training, vier sind für den Schutz von Feldlagern in Einsätzen vorgesehen. Die Systeme wurden bereits erfolgreich erprobt: Beim G7-Gipfel in Elmau 2022 half ASUL mit, den Luftraum abzusichern, indem unerwünschte Drohnen erkannt und durch Polizei- und Zollkräfte unschädlich gemacht wurden. In internationalen Einsätzen gehört ASUL nun zum Standard: Im NATO-Einsatz „Enhanced Air Policing South“ sichert es seit 2023 den Flugplatz Mihail Kogălniceanu in Rumänien, zusammen mit deutschen Eurofightern. Laut Medienberichten wurde ASUL zuvor auch schon in Mali und in Estland erprobt. Alles in allem hat sich ASUL nach Bundeswehrangaben in zahlreichen Missionen als wirkungsvolles Drohnenabwehrmittel bewährt.

Geplante Weiterentwicklungen

Auf Basis dieser Einsatzerfahrungen wird ASUL aktuell funktional ausgebaut. Im Mai 2025 vergab das BAAINBw einen Auftrag an HENSOLDT, neue Hard‑ und Softwarekomponenten zu integrieren. Geplant sind unter anderem bessere Sensorfusion und KI‑gestützte Algorithmen zur noch schnelleren Zielerkennung, eine automatisierte Klassifikation und erweiterte Jammer-Leistung mit größerer Reichweite. Durch offene Schnittstellen bleibt ASUL künftigen Upgrades vorbehalten – neue Effektoren oder Sensoren können bei Bedarf nachgerüstet werden. Ziel der Ausbauschritte ist es, die Erkennungs- und Abwehrleistung weiter zu steigern und das System flexibel an unterschiedliche Bedrohungsszenarien anzupassen.

Rolle im Luftverteidigungskonzept

ASUL ist kein isoliertes Punktgerät, sondern Teil eines ganzheitlichen Luftverteidigungskonzepts. Bundeswehr und Hersteller betonen, dass ASUL ergänzend zu bodengestützten Flugabwehrraketen, Frühwarnradaren und anderen Elementen als mobile C‑UAS-Komponente dients. Gerade im Verbund mit anderen Systemen kann ASUL eingegrenzte Schutzaufgaben übernehmen – etwa den Schutz von Truppenlagern, Konvois oder Infrastruktur – und so die Reaktionsfähigkeit auf Drohnenbedrohungen erheblich verbessern. Medien zitieren einen Projektleiter im BAAINBw mit den Worten, dass ASUL zusammen mit Luftabwehrraketen und Sensoren „das Rückgrat einer modernen, vernetzten Verteidigungsarchitektur“ bilde. Die Bündnisfähigkeit zeigt sich auch im NATO-Einsatz: Deutschland stellt damit im Rahmen des Enhanced Air Policing in Rumänien eine besondere Drohnenabwehr-Komponente zur Verfügung.

Leistungsfähigkeit und Vergleich

ASUL gilt in Fachkreisen als leistungsfähiges und flexibles System. Die Kombination aus Langstreckenradar, hochauflösender Optik und vielseitigen Jammer-Effektoren macht es nach Einschätzung von Fachleuten „zu einem der flexibelsten und wirkungsvollsten Tools“ der Bundeswehr gegen Drohnen Ein BAAINBw-Projektleiter nannte es einen „Meilenstein“ und wies darauf hin, dass Deutschland damit eines der wenigen vergleichsweise starken Drohnenabwehrsysteme in Europa besitzt. Öffentliche Leistungsvergleiche mit anderen bekannten C-UAS-Systemen (z. B. israelischen, amerikanischen oder französischen) sind kaum verfügbar. Generell zeichnet sich ASUL durch seine modulare Skalierbarkeit aus: Je nach Bedrohung können Sensor- und Effektor-Pakete angepasst werden. Damit überragt es viele simpler ausgestattete Systeme etwa in Konfliktgebieten, die oft nur einzelne Komponenten (z. B. reinen Jammer oder Funkpeiler) nutzen. Insgesamt bewertet die Bundeswehr ASUL als erweiterbares, robustes Basislager-System, das bisweilen als „stärker“ gilt als frühere deutsche Lösungen und dem Stand moderner C‑UAS-Konzeptionen entspricht.

Quellen: Informationen der Bundeswehr, des BAAINBw und des Herstellers HENSOLDT zu ASUL.