Gesundheit und MedizinOberpfalz

Revolution bei der Behandlung von Schlaganfällen

PD Dr. Thomas Finkenzeller informiert bei VHS-Vortragsreihe über Schlaganfallbehandlung mit einem Katheter


WEIDEN. Jährlich erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall, bis zu 1.250 davon in der nördlichen Oberpfalz. Dass es bei der Behandlung dieser plötzlichen Erkrankung schnell gehen muss, ist bekannt – warum genau das so ist und mit welcher medizintechnischen Revolution man Schlaganfälle auch am Klinikum Weiden behandelt, das erläuterte PD Dr. Thomas Finkenzeller jetzt im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe mit VHS Weiden-Neustadt.
Der Leiter des NeuroRadiologischen Zentrums Nordostbayerns ist seit mehreren Jahren am Klinikum Weiden tätig. In seinem Vortrag informierte er über grundsätzliche Themen rund um Schlaganfälle, wie beispielsweise Risikofaktoren für diese Erkrankung. Dazu gehören Stress ebenso wie hoher Blutdruck, familiäre Belastung, körperliche Inaktivität, Übergewicht und chronische Krankheiten wie Diabetes Mellitus. „Der Schlaganfall gehört mit zu den häufigsten Todesursachen bei cardio-vaskulären Erkrankungen. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird bis zum Jahr 2040 eine Steigerung der Schlaganfälle um bis zu 30 Prozent erwartet. Und weil ein schwerer Schlaganfall eine enorme Bedrohung für den Patienten ist, sollte jeder akute Schlaganfall sofort in eine spezialisierte Klinik gebracht werden“, so PD Dr. Thomas Finkenzeller.
Er ging bei seinem Vortrag „Mit dem Katheter gegen den schweren Schlaganfall – Die Thrombektomie als neuer Behandlungsstandard“ dann vor allem darauf ein, wie eine Schlaganfallsbehandlung in darauf vorbereiteten Kliniken erfolgt, zum Beispiel am Klinikum Weiden. Mit leistungsstarken MRT- und CT-Geräten, eines davon in der Notaufnahme, sowie einer biplanen Angiographieanlage ist man hier technisch bestmöglich aufgestellt, um Schlaganfälle behandeln zu können. Dabei gilt immer der Leitsatz „Time is Brain“, betonte PD Dr. Thomas Finkenzeller: „Pro Minute ohne Behandlung sterben im menschlichen Gehirn rund 1,9 Millionen Gehirnzellen ab und dies beschleunigt die Alterung des Patienten um etwa 3 Wochen pro Minute! Deshalb muss innerhalb kürzester Zeit die Alarmierung des Stroke-Teams, eine erste Evaluation und die Bildgebung per CT oder MRT erfolgen.“

Rund 80 Prozent aller Schlaganfälle entstehen durch Gefäßverschlüsse. Hier stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Bei der häufigsten Therapieform, einer Lyse-Therapie oder Thrombolyse durch den Neurologen, wird das Blutgerinnsel, das ein Gefäß verschließt, per Medikamente aufgelöst. Die Behandlung erfolgt dann auf der überregionalen Stroke Uni am Klinikum Weiden. In rund 15 Prozent der Fälle, gerade wenn Patienten sehr schwer betroffen sind, wird eine Thrombektomie durchgeführt, also die Entfernung des Gerinnsels aus dem Gefäß mittels Katheter. Hierfür bestehen am Klinikum Weiden mit der biplanen Angiographieanlage technisch hervorragende Möglichkeiten. „Unser Team interventioneller Neuroradiologen führen den Katheter über die Leistenarterie bis zur verstopften Hirnarterie vor. Durch ein Kontrastmittel kann der Gefäßverschluss dann in der Angiographieanlage sichtbar gemacht werden. Durch einen sogenannten Stent-Retriever wird das Blutgerinnsel eingefangen und aus dem Gefäß zurückgezogen, das Gerinnsel kann aber auch in vielen Fällen mit einem großen Katheter abgesaugt werden. Ziel ist dabei immer, schnellstmöglich den Blutfluss ins Gehirn zu ermöglichen“, so der Leiter des Neuroradiologischen Zentrums Nordoberpfalz. Diese Methode wird seit 2008 am Klinikum Weiden in jährlich steigender Zahl durchgeführt immer häufiger durchgeführt und gilt seit 2015 als Revolution der Schlaganfalltherapie. PD Dr. Thomas Finkenzeller verwies hierbei auf mehrere internationale Studien, die den Erfolg dieser Behandlungsmethode bestätigten.
Seit einigen Monaten ist das Klinikum Weiden als neuer Thrombektomiestandort auch Teil des STENO-Netzwerkes (Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin Nordbayern) und bekommt Patienten aus ganz Nordbayern für diese spezielle Behandlung in die überregionale Stroke-Unit zuverlegt. Die Auswahl als Thrombektomiestandort durch STENO sei eine Bestätigung, dass Patienten am Klinikum Weiden eine optimale und spezialisierte Behandlung bei
Schlaganfällen erhalten, so PD Dr. Thomas Finkenzeller.

PD Dr. Thomas Finkenzeller, Leiter des Neuroradiologischen Zentrums Nordostbayern, bei seinem Vortrag bei der VHS Weiden-Neustadt.
Foto: Kliniken Nordoberpfalz, Michael Reindl.