Oberpfalz

Auf das Schlimmste gut vorbereitet

Erbendorf. Bei der Bewältigung eines Großschadensereignisses wie einer Massenkarambolage auf der Autobahn braucht es eine Vielzahl von Einsatzkräften aus unterschiedlichen Organisationen. Für Außenstehende ist es immer wieder erstaunlich, wie schnell die ersten Einsatzfahrzeuge vor Ort sind. Doch damit die Kräfte auch zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle helfen können, bedarf es einer ausgeklügelten Koordination der Einsatzleiter. Bei einem Massenanfall von Verletzten – im Fachjargon auch MANV genannt, ist die Koordinierung und die interne Kommunikation besonders wichtig.

Um diesen Aufgaben gewachsen zu sein, bildeten sich am Samstag Notärzte und Führungskräfte des Rettungsdienstes bei einer großangelegten Übung auf dem noch nicht freigegeben Abschnitt der Neubaustrecke der Bundesstraße B 299 bei Erbendorf weiter. Schon bei der Darstellung des Unfallszenarios wurde klar, dass es sich nicht um eine „normale“ Übung handelt. Mehr als 30 Fahrzeuge vom Sattelschlepper bis zum Omnibus stellten einen Stau dar.

Erste Maßnahmen entscheiden über den Erfolg

Der Tag begann mit Fachvorträgen in der Erbendorfer Stadthalle. Dabei wurde ein angenommenes Schadensereignis aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Schon das ersteintreffende Team kann entscheidende Weichenstellungen treffen, um am Ende einen Einsatzerfolg zu verbuchen oder nicht. Die Kommunikation zwischen den beteiligten Stellen, wie der Einsatzleitung vor Ort, der Leitstelle und der Polizei sind dabei enorm wichtig. Erfahrene Referenten u.a. von der Feuerwehrschule in Geretsried und dem Polizeipräsidium brachten den Teilnehmern die Einsatztaktik näher.

Realistisches Übungsszenario

Am Nachmittag sollte dann das, was man am Vormittag gemeinsam theoretisch erarbeitet hat, in der Praxis umgesetzt werden. Auf der Bundesstraße bei Aschenhof waren zwei Fahrzeuge frontal ineinander gerast, so die Übungsannahme. In den völlig deformierten Wracks waren jeweils mehrere Personen eingeklemmt. Ein nachfolgender Linienbus musste eine Vollbremsung einleiten, um nicht in die Unfallstelle zu krachen. Auch hier gab es mehrere Verletzte. Mit diesen Informationen wurden die Einsatzkräfte alarmiert. Als erstes Fahrzeug traf der Helfer vor Ort aus Erbendorf ein, wenig später folgten die örtliche Feuerwehr und mehrere Rettungsfahrzeuge. Die Einsatzleiter der jeweiligen Organisationen mussten sich schnell einen ersten Überblick verschaffen und die weiteren Maßnahmen absprechen. Nach und nach folgten weitere Rettungswägen sowie die Feuerwehren Wildenreuth und Windischeschenbach. Auch ein Rettungshubschrauber der DRF flog die Einsatzstelle an. Am Ende ereignete sich laut Drehbuch am Stauende auch noch ein Auffahrunfall, bei dem ebenfalls Verletzte zu beklagen waren. Für die Einsatzleiter werden so lange Wegstrecken, die im Laufschritt zurückgelegt werden müssen, zu einer besonderen Herausforderung.

Die einzelnen Maßnahmen der Einsatzkräfte wurden von den Schiedsrichtern der Feuerwehrschule exakt dokumentiert. Für eine spätere Auswertung wurde die gesamte Übung gefilmt. So einen Aufwand könne man schon aus Kostengründen nicht oft machen, so Jürgen Meyer, Leiter der Integrierten Leitstelle. Was hier die beteiligten Organisationen auf die Beine gestellt haben, habe es bisher noch nie gegeben. Sein Dank galt vor allem der örtlichen Feuerwehr und dem BRK für die Vorbereitung und Organisation.

Gaffen erlaubt

Zahlreiche Zuschauer verfolgten den Übungsablauf. Hier war Gaffen einmal ausdrücklich erlaubt. Übungsleiter Jürgen Göppl zeigte sich am Ende der Übung sehr zufrieden. Man habe einige wenige Fehler festgestellt, bei dem man nachjustieren müsste. Auch die Ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes, Dr. Gudrun Graf zeigte sich sehr zufrieden.

Die Übung in Zahlen:

  • 8 Rettungstransportwagen (RTW)
  • 4 Notarteinsatzfahrzeuge (NEF)
  • ein Leitender Notarzt (LNA)
  • ein Organisatorischer Einsatzleiter (OrgEL)
  • 8 Notärzte
  • 30 Sanitäter
  • Rettungshubschrauber Christoph 80 (Ersatzmaschine)
  • OEH Erbendorf
  • Feuerwehr Erbendorf
  • Feuerwehr Wildenreuth
  • Feuerwehr Windischeschenbach
  • als Staufahrzeuge 34 PKW, 2 Busse, 3 LKW