Zukunft der Gesundheitsversorgung: Erste Ergebnisse des Strukturgutachtens vorgestellt
TIRSCHENREUTH. Die medizinische Versorgung im Landkreis Tirschenreuth steht vor großen Herausforderungen. Erste Ergebnisse eines Strukturgutachtens zeigen, dass insbesondere in der hausärztlichen Versorgung Engpässe drohen. Gleichzeitig werden in der Notfallversorgung Verbesserungen durch den Einsatz von Telemedizin erwartet. Experten präsentierten die Analyseergebnisse in der dritten Sitzung der Arbeitsgruppe Gesundheit und stellten mögliche Lösungsansätze vor.
Notfallversorgung: Standards werden erfüllt, Optimierung durch Telemedizin möglich

Die Untersuchung ergab, dass die Notfallversorgung im Landkreis Tirschenreuth aktuell den geforderten zeitlichen Richtlinien entspricht. Dennoch gibt es Potenzial für Verbesserungen, insbesondere durch die stärkere Einbindung telemedizinischer Lösungen. Diese könnten dabei helfen, die Reaktionszeiten zu optimieren und die Belastung für Notfalldienste zu reduzieren. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Rettungsdiensten und niedergelassenen Ärzten wird ebenfalls als wichtiger Ansatzpunkt gesehen.

Hausärztemangel: Dringender Handlungsbedarf
Ein zentrales Ergebnis der Analyse ist der drohende Mangel an Hausärzten. Während die derzeitige Bedarfsplanung noch keine akute Unterversorgung feststellt, zeigen die Prognosen einen besorgniserregenden Trend: Bis 2030 könnten durch den Renteneintritt vieler Ärzte erhebliche Engpässe entstehen. Besonders betroffen sind neben Hausärzten auch bestimmte Facharztgruppen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schlagen die Experten verschiedene Maßnahmen vor. Neue Anreize für junge Mediziner zur Niederlassung im Landkreis sind essenziell. Ebenso werden innovative Versorgungsmodelle wie Gemeinschaftspraxen, mobile Praxen oder eine verstärkte Nutzung digitaler Technologien als Lösungswege betrachtet.
Ambulante und stationäre Versorgung: Sektorenübergreifende Zusammenarbeit gefordert
Neben der hausärztlichen Versorgung steht auch die gesamte Struktur der Gesundheitsversorgung vor Veränderungen. Die steigende Ambulantisierung medizinischer Leistungen führt dazu, dass immer mehr Behandlungen außerhalb von Krankenhäusern durchgeführt werden. Dies erfordert eine intensivere Zusammenarbeit zwischen ambulanten und stationären Einrichtungen, um Versorgungslücken zu vermeiden.
Pflege: Steigende Zahl an Pflegebedürftigen erfordert innovative Konzepte
Auch in der Pflege werden große Herausforderungen erwartet. Die Zahl der Pflegebedürftigen im Landkreis wird bis 2050 voraussichtlich um 27 Prozent steigen. Obwohl aktuell ausreichend Pflegeplätze vorhanden sind, müssen langfristig neue Konzepte entwickelt werden, um den wachsenden Bedarf zu decken. Innovative Pflegeformen und eine stärkere Vernetzung von Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten stehen hier im Fokus.
Landrat Grillmeier: „Wir müssen jetzt handeln!“
Landrat Roland Grillmeier betonte die Dringlichkeit der Situation: „Die ersten Ergebnisse des Gutachtens zeigen deutlich, dass wir jetzt handeln müssen, um die Gesundheitsversorgung für die Menschen im Landkreis Tirschenreuth nachhaltig zu sichern.“ Er sieht die frühzeitige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen als entscheidenden Schritt, um rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Die Ergebnisse des Strukturgutachtens werden in den kommenden Monaten weiter vertieft und konkretisiert. Abschließende Handlungsempfehlungen sollen dann als Grundlage für zukünftige Entscheidungen dienen. Einigkeit besteht darin, dass insbesondere die ambulante Versorgung gestärkt und auf die demografische Entwicklung ausgerichtet werden muss, um langfristig eine stabile medizinische Versorgung sicherzustellen.