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Neuer Blick auf alte Mauern

Globe Flight testet DJI-Vermessungsdrohne am Waldecker Schloßberg

Ein Multicopter zieht in gleichmäßigen Bahnen seine Runden über den Waldecker Schloßberg. Es ist aber keine Hobbydrohne, die hier Schnappschüsse von der beeindruckenden Ruinenkulisse macht. Zwei Mitarbeiter des Regensburger Unternehmens Globe Flight testeten hier in den letzten Tagen allerneueste Vermessungstechnik aus. Den Waldecker Schloßberg haben sie dabei nicht zufällig ausgewählt. Einer der beiden ist der Erbendorfer Anselm Dötterl. Ihm kam die Idee hier im rauhen Oberpfälzer Hügelland einen Prototyp zu testen. „Mit dem Schloßberg und der Ruine haben wir ideale Gegebenheiten, um die hohen Ansprüche an Fluggerät und Kamera zu testen.

Zusammen mit seinem Kollegen Tom Gradl führte Anselm Dötterl die Befliegung durch. Eingesetzt wurde dabei das neueste Kameramodell „P1“ mit einer Auflösung von 45 Megapixel, das speziell für solche Photogrammetrie-Flugeinsätze entwickelt wurde. Der Multicopter vom Typ „M300“, an dem die Kamera adaptiert wird, kann eine Nutzlast von 2,7 Kilogramm tragen, erzählt Tom Gradl. Der Multikopter lässt sich vom Boden aus steuern. Für Vermessungsmissionen wird aber eine definierte Flugroute mit festgelegten Wegpunkten vorprogrammiert. In rund 100 Metern Höhe schwebt das „fliegende Auge“ über Grund. Insgesamt sind fünf einzelnen Missionen notwendig.

Das Ergebnis sind hunderte von hochpräzisen Aufnahmen, aus denen zunächst eine digitale Punktewolke und schließlich ein fotorealistisches Geländemodell errechnet wird. Das sieht zwar aus wie ein normales Foto, denn erst am Monitor merkt man, dass es ein dreidimensionales Modell ist, in das man aus verschiedenen Richtungen hineinzoomen kann. Kemnaths Bürgermeister Roman Schäffler und Georg Wagner vom Heimat- und Kulturverein waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Gespannt verfolgen sie trotz Wind und Kälte die Aktion. Noch vor Ort werfen sie einen Blick auf die Aufnahmen und sind begeistert von dem völlig neuen Blick auf die Ruine. „Diese digitale Aufnahmen müssten unbedingt einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden“, ist sich Roman Schäffler sicher. Georg Wagner regte an, dass das neue virtuelle Modell über die Vereinshomepage des Heimat- Kulturvereins zugänglich gemacht wird.

Auch Anselm Dötterl und Tom Gradl zogen ein positives Resümee: „Wir konnten alle Testflüge erfolgreich abschließen. Die eingesetzte Drohne und die neue Kamera haben sich dabei sehr bewährt“, so Dötterl.  Die gewonnenen Daten stelle man dem Heimat- und Kulturverein Waldeck, der Stadt Kemnath und der Denkmalschutzbehörde natürlich sehr gerne zur Verfügung. Vielleicht können unsere Aufnahmen einen kleinen Beitrag dazu leisten, die Welt unserer Vorfahren besser zu verstehen und die Ruinen auf dem Schloßberg für die Nachwelt zu erhalten.