Gute Aussichten für Tourismus im Oberpfälzer Wald
TIRSCHENREUTH. Die gute Nachricht ist: 2021 lief besser als 2020 – die schlechte: von den Vor-Corona-Erfolgen ist der Tourismus in der Region nach wie vor ein ganzes Stück entfernt. So lässt sich in aller Kürze zusammenfassen, welche Bilanz die nun veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamtes Bayern für das vergangene Tourismusjahr aufzeigen.
Die bayerische Statistikbehörde erfasst dabei alle Übernachtungsbetriebe mit zehn oder mehr Betten. Für den Oberpfälzer Wald sind hier 2021 insgesamt 862.411 Übernachtungen verzeichnet, davon 295.539 im Landkreis Tirschenreuth. Gegenüber dem bereits pandemie-geprägten Vorjahr ist das zwar ein Plus von 10,6 Prozent (Oberpfälzer Wald) bzw. 10,9 Prozent (Landkreis Tirschenreuth). Vergleicht man die 2021er Zahlen jedoch mit dem letzten „normalen“ Tourismusjahr 2019 zeigt die Bilanz immer noch deutlich ins Minus: in der Gesamtregion gab es 23,3 Prozent weniger Übernachtungen, im Landkreis Tirschenreuth minus 27,2 Prozent.
Gäste bleiben länger
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Betrachtung der Ankünfte – also der Anzahl der Gäste, die in der Region übernachtet haben. Auch hier gewinnt im Vergleich zwischen den beiden Pandemiejahren das Jahr 2021 mit einem leichten Zuwachs von 7,3 Prozent im Oberpfälzer Wald und 8,3 Prozent im Landkreis Tirschenreuth. Gegenüber 2019 fällt jedoch bei den Ankünften sogar ein noch höheres Minus als bei den Übernachtungen auf – nämlich -38,6 Prozent für die gesamte Destination und -39,0 Prozent für Tirschenreuth. Dies lässt sich mit einem Blick auf die Verweildauer leicht erklären: während vor der Pandemie die Übernachtungsgäste im Schnitt 2,6 Tage im Oberpfälzer Wald blieben, waren es 2020 3,1 Tage und 2021 sogar 3,2 Tage. Auch im Landkreis Tirschenreuth, der mit bisher rund 3,2 Tagen bereits vor Corona eine leicht höhere Verweildauer aufwies als die Gesamtregion, macht sich dies bemerkbar: hier lag der Wert 2020 bei 3,7 Tagen und 2021 bei 3,8 Tagen. Es reisten also weniger Gäste an als in den Vorjahren – aber diese blieben dafür länger.
Jeder Gast lässt 113,10 Euro in der Region
Der Rückgang der Übernachtungen in den letzten beiden Jahren bedeutet dabei nicht nur einen Verlust für die Unterkunftsbetriebe selbst, sondern für alle Wirtschaftsbereiche, die direkt oder indirekt vom Tourismus profitieren – seien es die Gastronomie sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen oder eben der Bäcker, der für den Brötchenservice in der Ferienwohnung sorgt, und die Einzelhandelsgeschäfte, in denen die Gäste Mitbringsel einkaufen. Diese Gesamtwertschöpfung lässt die Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald regelmäßig vom renommierten Institut dwif berechnen. Die letzte Studie im Jahr 2019 ergab dabei, dass jeder Übernachtungsgast pro Tag 113,10 Euro in der Region lässt. 2019 entsprach das Einnahmen von 127 Mio. Euro im Oberpfälzer Wald (Landkreis Tirschenreuth: 45,9 Mio. Euro). Entsprechend der geringeren Übernachtungszahlen blieben hier 2021 immer noch 28 Mio. Euro im Oberpfälzer Wald aus (Landkreis Tirschenreuth: 12,5 Mio. Euro).
Neues Leitbild
Düstere Aussichten also für den Tourismus in der Region? Nicht nur, meint Stephanie Wenisch, Tourismusreferentin des Landkreises Tirschenreuth und Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald. „Man sieht an den Zahlen auch ganz klar: die Monate, in denen unsere Übernachtungsbetriebe ohne allzu große Einschränkungen öffnen durften, liefen gut. Außerdem sind durch Corona Trends entstanden oder weiter verstärkt worden, die wir mit unserem Profil als Tourismusregion perfekt bedienen können.“ Dazu würde der Boom von Radeln und Wandern zählen, aber auch das verstärkte Interesse am ländlichen Raum von Familien und Kulturinteressierten. Regionalität, Nachhaltigkeit und Geborgenheit seien aktuell wichtige Schlagworte für Urlaubsentscheidungen. Auch dank des neuen Leitbilds, das erst im Januar 2021 verabschiedet wurde, sieht sich die Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald nun bestens aufgestellt, diese Chancen für die Region zu nutzen.
Und wie geht es den Gastgebern und Gastronomiebetrieben in der Region? „Denen geht es letztlich wie uns allen: sie hoffen sehnlichst, dass die Pandemie nun endlich einmal ein Ende nimmt und mehr Normalität einkehrt.“ Denn dann wären die Aussichten für die touristische Zukunft im Oberpfälzer Wald und im Landkreis Tirschenreuth durchaus erfolgsversprechend.