Ende der Steinwaldklinik naht – Schließung trotz erfolgreicher Arbeit besiegelt
ERBENDORF/TIRSCHENREUTH – Trotz hoher Auslastung, guter Patientenzufriedenheit und jahrzehntelanger erfolgreicher Arbeit halten Landrat Roland Grillmeier, KNO-Vorstand Michael Hoffmann und Chefarzt Michael Schornbaum an der Schließung der Steinwaldklinik Erbendorf fest. Der geplante Umzug der geriatrischen Rehabilitation nach Tirschenreuth gilt in der Führung der Kliniken Nordoberpfalz AG als alternativlos – und besiegelt damit das baldige Aus für den Reha-Standort in der Steinwald-Stadt.
Dabei steht die Klinik kurz vor einem besonderen Jubiläum: Anfang kommenden Jahres wird die Steinwaldklinik 30 Jahre alt. Dieses Jubiläum soll noch gefeiert werden, doch an der strategischen Entscheidung ändert das nichts.
Umbau in Tirschenreuth statt Erhalt in Erbendorf
Nach Darstellung von Landkreis und Kliniken AG soll das Krankenhaus Tirschenreuth zu einem Zentrum für Altersmedizin ausgebaut werden. Für rund 17 Millionen Euro sollen dort Akutgeriatrie und geriatrische Rehabilitation künftig unter einem Dach vereint werden. Förderanträge wurden bereits im Bayerischen Gesundheitsministerium eingereicht, der Baubeginn ist für 2026 vorgesehen.
Landrat Grillmeier vertritt dabei eine gewagte These: Ein Umbau in Tirschenreuth sei nach Einschätzung von Experten wesentlich günstiger als eine Sanierung und Modernisierung der bestehenden Steinwaldklinik in Erbendorf. Konkrete Vergleichszahlen wurden bislang jedoch nicht öffentlich gemacht.
Fakt ist: Das Gebäude in Erbendorf passt offenkundig nicht mehr in die Zukunftspläne der Kliniken Nordoberpfalz AG. Der traditionsreiche Standort steht den strategischen Überlegungen im Weg.
Erfolgreich – aber dennoch vor dem Aus
Die Entscheidung wirkt umso schwerer, da die Steinwaldklinik wirtschaftlich und medizinisch erfolgreich arbeitet. Die Reha-Klinik verfügt über 80 Betten, beschäftigt rund 110 Mitarbeitende und weist seit Jahren eine Auslastung von über 90 Prozent auf. Trotz baulicher Einschränkungen – etwa fehlendem WLAN auf den Stationen und sanierungsbedürftigen Nasszellen – schneidet die Klinik bei Patientenbewertungen überdurchschnittlich gut ab.
Chefarzt Michael Schornbaum, Klinikdirektor Stephan Schumacher und Pflegedienstleiterin Elfriede Schwarzmeier betonen, dass die Versorgung auch im Jubiläumsjahr 2026 und darüber hinaus zunächst gesichert sei.
Geschichte eines Standorts mit langer Tradition
Die Steinwaldklinik ist im Gebäude des ehemaligen Kreiskrankenhauses Erbendorf untergebracht, das 1951 errichtet wurde. Bereits im 17. Jahrhundert existierte in Erbendorf ein Bürgerspital, später folgten weitere Krankenhausstandorte. Nach der Gebietsreform verlor Erbendorf schrittweise medizinische Abteilungen, 1994 wurde das Krankenhaus geschlossen und 1995 zur geriatrischen Rehaklinik umgebaut. Seit 2006 ist die Einrichtung Teil der Kliniken Nordoberpfalz AG.
Mit dem nun festgehaltenen Umzug nach Tirschenreuth endet diese Geschichte absehbar endgültig. Die letzte „Kreiseinrichtung“ wird geschlossen.
Kritik bleibt
Dass eine funktionierende, ausgelastete und gut bewertete Reha-Klinik aufgegeben wird, sorgt weiterhin für Kritik in der Region. Während Landkreis und Kliniken AG von Zukunftsfähigkeit und Spezialisierung sprechen, bleibt offen, warum ein Erhalt und eine Modernisierung in Erbendorf nie ernsthaft verfolgt oder transparent diskutiert wurden.
Fest steht: Das Trio aus Landrat Grillmeier, Vorstand Hoffmann und Chefarzt Schornbaum hält unbeirrt an der Entscheidung fest. Für Erbendorf bedeutet das nicht weniger als den Verlust eines wichtigen Gesundheitsstandorts – trotz 30 Jahren Erfolgsgeschichte.

