Wo sind Bayerns Wölfe? LBV vermutet illegale Tötungen – 5.000 Euro Belohnung für Hinweise
LAM/PEGNITZ. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) schlägt Alarm: Nach dem Fund zweier vermutlich gewilderter junger Wölfe bei Pegnitz und Cham wächst der Verdacht, dass in Bayern gezielt gegen die streng geschützten Tiere vorgegangen wird. Der Naturschutzverband spricht von einer „auffälligen Häufung“ aufgegebener Wolfsterritorien und sieht deutliche Hinweise auf illegale Tötungen.
„Ganze Rudel verschwinden nicht einfach so innerhalb eines Jahres – dafür gibt es keine natürliche Erklärung“, erklärt der LBV-Landesfachbeauftragte Dr. Andreas von Lindeiner. Besonders besorgniserregend sei das vollständige Verschwinden von drei Rudeln am Staffelsee, im Altmühltal und im Grenzgebiet zu Tschechien.
Für Hinweise, die zur Ermittlung der Täter in den beiden Fällen führen, setzt der LBV eine Belohnung von jeweils 5.000 Euro aus. Der Verband will in beiden Fällen Anzeige erstatten.
Verdächtiger Fund im Lamer Winkel
Der bei Cham entdeckte Wolf wurde im Lamer Winkel gefunden – einer Region, die schon 2015 wegen des Fundes abgetrennter Luchsbeine traurige Bekanntheit erlangte. „Dass nun wieder ein streng geschütztes Tier offenbar illegal getötet wurde, ist ein Alarmsignal“, so Karl Heinz Schindlatz von der LBV-Kreisgruppe Cham.
Auffällige Veränderungen in Bayerns Wolfsrevieren
Obwohl Bayern viele geeignete Lebensräume bietet, beobachtet der LBV eine ungewöhnlich hohe Fluktuation bei den Wolfsrevieren. Selbst an Standorten, die als besonders geeignet gelten, seien Rudel plötzlich verschwunden. „Das ist wissenschaftlich kaum erklärbar – wir vermuten eine hohe Dunkelziffer an illegalen Übergriffen“, so von Lindeiner.
Ein Gegenbeispiel liefert der Veldensteiner Forst, wo sich seit 2017 ein Wolfspaar etabliert hat und regelmäßig Nachwuchs aufzieht. Das zeige, dass Wölfe bei guten Bedingungen über viele Jahre standorttreu bleiben.
Herdenschutz zeigt Wirkung
Positiv wertet der LBV die Entwicklung beim Herdenschutz: Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz gehen die Zahlen der Wolfsrisse an Nutztieren zurück. Der Verband fordert die Staatsregierung daher auf, Weidetierhalter weiterhin zu unterstützen und den „Bayerischen Aktionsplan Wolf“ konsequent umzusetzen – statt auf Abschüsse zu setzen.
Kritik an politischer Einflussnahme
Scharfe Kritik übt der LBV an der politischen Bewertung des sogenannten Erhaltungszustands des Wolfes. Während Fachleute noch keine ausreichende Datengrundlage sahen, wurde der Zustand in Deutschland politisch als „günstig“ eingestuft. Der LBV fordert, solche Entscheidungen ausschließlich auf wissenschaftlicher Basis zu treffen.


 
							 
							