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Katastrophenschutzübung Landkreis Tirschenreuth – Drei Tage in der Apokalypse

Von Roland Wellenhöfer

Ziel und Hintergrund

Im Rahmen einer groß angelegten Katastrophenschutzübung wurde im Landkreis Tirschenreuth der Einsatz eines standardisierten Hilfeleistungskontingents (HLK) geübt. Das Szenario sah die Anforderung des Kontingents durch das Lagezentrum Bayern nach einem fiktiven Erdbebenereignis vor. Ziel der Übung war es, die Alarmierungswege, Marschorganisation, Führungsstrukturen und Abläufe im Einsatzraum realitätsnah zu trainieren.

Alarmierung und Vorbereitung

Am 2. Oktober 2025 erfolgte die fiktive Anforderung des Hilfeleistungskontingents über das Lagezentrum Bayern an den Kreisverwaltungsbehörden (KVB) Tirschenreuth. Daraufhin wurde der Kreisbrandrat informiert und mit der Aktivierung des Kontingents beauftragt.

Es folgten der Voralarm und die Information aller beteiligten Einheiten über Sammelplätze und Treffzeiten. Die Kreiseinsatzzentrale (KEZ) erfasste die eintreffenden Rückmeldungen und stellte den Kontakt zu den jeweiligen Abschnittsführungen sicher. Parallel wurde das Vorauskommando mit der Überprüfung der vorgesehenen Routenplanung und Kommunikationswege betraut.

Sammelplätze und Kolonnenbildung

Am 3. Oktober 2025 trafen die Einheiten des Hilfeleistungskontingents an den Sammelplätzen in Wiesau und Kemnath ein. Dort erfolgte die Zusammenstellung der Kolonnen, die Ausgabe der Marschbefehle, Ordnungsnummern und Flaggen sowie die Kontrolle der Ladungssicherung, Beleuchtung und Funkverbindungen.

Besonderes Augenmerk lag auf der Funkkommunikation zwischen den Kolonnenführern und den einzelnen Fahrzeugen im DMO- und TBZ-Betrieb. Nach Abschluss der Kontrollen wurde die pünktliche Abfahrt beider Kolonnen sichergestellt.

Marsch in das Übungsgebiet

Nach der Meldung der Abfahrt setzte sich das Hilfeleistungskontingent mit insgesamt über 30 Einsatzfahrzeugen in Bewegung. Die Marschroute führte über Regensburg, Nürnberg und Bayreuth in das angenommene Schadensgebiet im westlichen Landkreis. Während der Fahrt wurde ein Tankstopp in Neusorg eingelegt.

Das Vorauskommando traf zeitgleich an der Einsatzstelle ein und wurde durch die örtliche Einsatzleitung eingewiesen. Die Einweisung umfasste Informationen zur angenommenen Schadenslage, zugewiesenen Quartieren, Ansprechpartnern, Kommunikationswegen und Bereitstellungsräumen.

Führungsstruktur und Einsatzorganisation

Im Dorfhaus Lochau wurde die Abschnittsführungsstelle des Kontingentführers eingerichtet. Dort liefen die Kommunikationswege zusammen, und die Lageführung wurde vorbereitet. Die Abschnittsführungsstelle übernahm die operative Koordination der Einheiten im Schadensgebiet.

Parallel war die Kreiseinsatzzentrale in Wiesau besetzt, wo sämtliche eingesetzten Kräfte auf Personenstammblättern erfasst und administrative Vorgänge dokumentiert wurden. Diese Arbeitsweise orientiert sich am tatsächlichen Verwaltungsverfahren im Katastrophenfall.

Quartier und Versorgung

Die Unterbringung der Einsatzkräfte erfolgte im Schützenhaus Pullenreuth sowie in der Turnhalle der örtlichen Schule. Dort wurden die Feldbetten durch das Vorauskommando vorbereitet. Die Verpflegung übernahm die Verpflegungseinheit des Bayerischen Roten Kreuzes mit stationärer Feldküche.

Ersteinsatz und Lageentwicklung

Am Abend des 3. Oktober wurde der erste größere Übungseinsatz abgearbeitet. Entlang der Fichtelnaab drohte durch Unterspülung ein Gebäudefundament beschädigt zu werden. Über eine Länge von etwa 50 Metern errichteten die Kräfte einen Sandsackwall. Die Sandsäcke wurden zuvor aus dem Katastrophenschutzlager des Landkreises mit Logistikfahrzeugen angeliefert.

Im weiteren Verlauf des Übungswochenendes wurden verschiedene Schadensszenarien simuliert – darunter Gebäudeeinstürze, Verschüttungslagen und technische Rettungssituationen. Diese Einsätze dienten der praktischen Anwendung von Koordinations-, Führungs- und Kommunikationsstrukturen im Kontingent.

Übungsende und Nachbereitung

Nach Abschluss aller Übungsteile erfolgte am 5. Oktober 2025 die Rückverlegung der Einheiten in ihre Heimatstandorte. In einer Nachbesprechung werden die Abläufe, Schnittstellen und Kommunikationsstrukturen evaluiert.

Besonderes Augenmerk galt der Zusammenarbeit zwischen Führungsstellen, Abschnittsleitungen und KEZ. Darüber hinaus wurden technische und organisatorische Erkenntnisse dokumentiert, um Verbesserungsmaßnahmen für zukünftige Einsätze und Übungen abzuleiten.


Fazit

Die Übung zeigte, dass das standardisierte Hilfeleistungskontingent des Landkreises Tirschenreuth einsatzbereit und strukturiert geführt werden kann. Gleichzeitig verdeutlichte sie, wie wichtig regelmäßige großflächige Übungen sind, um die Schnittstellen zwischen taktischer und administrativer Einsatzführung zu prüfen und zu optimieren.