BayernBlaulichtSicherheitspolitik und Militärtechnik

Bayern setzt auf Drohnenabwehr – Polizei erhält neue Kompetenzen

MÜNCHEN. Die Bedrohung durch unbemannte Luftfahrzeuge, kurz Drohnen, hat in Bayern in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Sichtungen über dem Münchner Flughafen, zunehmende Angriffe auf kritische Infrastruktur weltweit und militärische Konflikte wie in der Ukraine oder Israel haben die Diskussion um Drohnenabwehr neu entfacht. Die Staatsregierung reagiert mit einem Maßnahmenpaket, das sowohl technische als auch rechtliche Schritte umfasst.

Gründe und Vorgeschichte

Unbemannte Luftfahrtsysteme sind längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern ein reales Sicherheitsrisiko. Drohnen können für Spionage, Sabotage oder gezielte Angriffe eingesetzt werden. So musste der Flugbetrieb am Münchner Flughafen Anfang Oktober zeitweise eingestellt werden, nachdem mehrere Drohnen über dem Gelände gesichtet wurden. Insgesamt kam es zu 17 Flugausfällen und 15 Umleitungen. Die Landes- und Bundespolizei waren in enger Abstimmung im Einsatz, konnten den Verursacher jedoch bislang nicht identifizieren.

Politische Forderungen und Vorhaben

Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder: Besuch Quantum Systems Drohnen-Produktion

Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder betonte bei einem Besuch der Quantum-Systems GmbH in Gilching die strategische Bedeutung von Drohnen für Verteidigung und innere Sicherheit. Bayern soll demnach ein Zentrum für Drohnenentwicklung werden, das sowohl militärische als auch zivile Sicherheitsanwendungen umfasst. Ein neues Gesetz zum Schutz vor Drohnenüberflügen wird derzeit auf den Weg gebracht.

Das Gesetz gibt der Bayerischen Polizei erstmals klare Befugnisse, Drohnen zu erkennen, zu verfolgen und im Ernstfall abzuwehren. Die CSU-Landtagsfraktion begrüßt das Vorhaben ausdrücklich und fordert eine schnelle Umsetzung noch bis Ende des Jahres. Laut Klaus Holetschek, Vorsitzender der Fraktion, setze Bayern damit bundesweit Maßstäbe im Schutz des Luftraums.

Parallel wird ein Drohnenkompetenz- und -abwehrzentrum der Bayerischen Polizei im Defense Lab Erding aufgebaut. Eine Task Force soll das Zentrum bis zum ersten Quartal 2026 operationalisieren und die Zusammenarbeit mit Bundeswehr, Flugsicherung und Betreibern kritischer Infrastruktur koordinieren.

Technische Möglichkeiten

Die Drohnenabwehr erfolgt in drei Schritten: Detektion, Verifizierung und Neutralisierung. Technische Lösungen reichen von elektronischer Übernahme der Drohne über Netze und sanfte Antriebsstörungen bis hin zu wirkungsintensiveren Mitteln bei akuter Gefahr. Dabei sollen moderne Sensorfusion, KI-gestützte Interceptor-Drohnen und C4-Komponenten (Führung, Kontrolle, Kommunikation) zum Einsatz kommen, wie etwa im Projekt von BAAINBw und TYTAN Technologies zur Absicherung von Bundeswehrliegenschaften demonstriert.

Zwei Soldaten erproben einen Demonstrator im Innovationslabor der Bundeswehr in Erding

Die Deutsche Polizeigewerkschaft Bayern fordert eine flächendeckende Ausstattung der Polizei mit Drohnendetektions- und Abwehrsystemen, umfassende Aus- und Fortbildung für Einsatzkräfte sowie klare Zuständigkeiten, um Kompetenzlücken zu vermeiden. Sicherheit müsse auch in der Luft gewährleistet sein, so Landesvorsitzender Jürgen Köhnlein.

Mit dem neuen Gesetz und den technischen Maßnahmen setzt Bayern auf eine Kombination aus Prävention, Rechtssicherheit und moderner Technologie. Ziel ist ein maximal geschützter Luftraum über dem Freistaat – sowohl für Bürger als auch für kritische Infrastruktur und militärische Einrichtungen.