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Viel Papier, ein schöner Film – und 30 Punkte für die Zukunft

Ein Meinungsbeitrag von Roland Wellenhöfer

TIRSCHENREUTH. Mit großer Geste und viel Selbstlob zieht der Landkreis Tirschenreuth Bilanz zum Projekt „Demografiefeste Kommune“. Drei Jahre Arbeit, fast 200.000 Euro Fördermittel, dutzende Workshops, eine aufwendig layoutete Broschüre, ein Imagefilm – und als Herzstück eine „Heimat- und Demografiestrategie“ mit über 30 Handlungsempfehlungen.

Was heißt „Demografiefeste Kommune“ überhaupt?
Hinter dem wohlklingenden Begriff steckt ein bayernweites Pilotprogramm des Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat. Es soll Kommunen helfen, sich besser auf den demografischen Wandel vorzubereiten – sprich: auf weniger Einwohner, mehr ältere Menschen, Ärztemangel, Fachkräftelücken und veränderte Ansprüche an Wohnen, Mobilität und Versorgung. Ziel ist es, maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, die den Standort auch in Zukunft lebenswert und wirtschaftlich stabil halten.

Bekannte Probleme, neuer Mantel
Die nun präsentierte Strategie listet vieles auf, was schon in früheren Konzepten und Studien stand – von der Wohnraumbedarfsanalyse über Jugendtreffs bis hin zu Ehrenamtsförderung. Neu ist vor allem die Verpackung: ein strukturierter Maßnahmenplan, Hochglanzpräsentationen und ein Imagefilm, der die Region als lebenswerte Heimat inszeniert.

Handlungsempfehlungen zwischen Symbolik und Substanz
Zwar wurden einige Projekte umgesetzt – wie der „Vereinsführerschein“ oder Fortbildungen für Kita-Leitungen – doch vieles befindet sich noch „in Umsetzung“ oder „in Planung“. Ob und wann diese Maßnahmen umgesetzt werden und langfristig Wirkung zeigen, wird sich erst in Jahren erweisen. Kritiker könnten einwenden, dass der Aufwand des Projekts und die investierten Gelder vor allem einen bürokratisch begleiteten Selbstfindungsprozess finanzierten, dessen Erkenntnisse wenig überraschend ausfielen.

Strategie oder Startschuss?
Landrat Roland Grillmeier bezeichnet die Heimat- und Demografiestrategie als „Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen“. Für die Bürger bleibt zu hoffen, dass der Startschuss nicht in einem Stapel PDF-Dokumente und netten Imageclips verhallt, sondern in sichtbaren Verbesserungen vor Ort mündet – gerade in den Bereichen, in denen es längst fünf vor zwölf ist.


Bürgermeister Klaus Meyer (Bad Neualbenreuth), Bürgermeisterin Margit Bayer (Waldershof), Landrat Roland Grillmeier, Violetta Meyer (Innohuman, Prozessbegleitung) und Isabel Sommerer von der Kreisentwicklung bei der Vorstellung der Strategie.
Foto: Fabian Polster, Landratsamt Tirschenreuth.