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Software-Entwickler aus dem Landkreis Tirschenreuth festgenommen

WEIDEN/BAMBERG. Ein mutmaßlicher Kopf einer groß angelegten illegalen Streaming-Plattform sitzt in Untersuchungshaft – und stammt aus dem Landkreis Tirschenreuth. Wie das Polizeipräsidium Oberpfalz und die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) mitteilen, wurde der 25-jährige Software-Entwickler Anfang Juni bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion festgenommen. Ihm wird gewerbsmäßige Urheberrechtsverletzung vorgeworfen – und noch mehr: Bei einem Mitbeschuldigten tauchte zudem schwer belastendes kinderpornografisches Material auf.

Einsatz in fünf Städten – Server, Daten und Bitcoin sichergestellt

Die Ermittlungen begannen bereits Anfang 2024. Anfang Juni 2025 durchsuchten dann rund 100 Einsatzkräfte neun Objekte – darunter eine Adresse im Landkreis Tirschenreuth, außerdem Wohnungen in München, Hamburg und dem Landkreis Pfaffenhofen. Koordiniert wurde der Einsatz von der Kriminalpolizeiinspektion Weiden i. d. OPf. und der ZCB in Bamberg.

Ziel war es, ein ausgeklügeltes Netzwerk illegaler IPTV-Anbieter zu zerschlagen. Die fünf Tatverdächtigen – drei Deutsche, ein Österreicher und ein Aserbaidschaner – sollen kostenpflichtige Streamingdienste, unter anderem von Netflix, manipuliert und kostenpflichtig an eigene Kunden weiterverkauft haben. Im Zentrum der Ermittlungen steht der Entwickler aus der nördlichen Oberpfalz – laut Polizei wohl der Hauptverantwortliche des Netzwerks.

Bei den Razzien wurden neben Bargeld, Goldmünzen und Kryptowährungen im Wert von etwa 500.000 Euro auch zahlreiche technische Geräte und Speichermedien sichergestellt. Zudem konnten Ermittler Server im In- und Ausland beschlagnahmen, über die das Streamingangebot betrieben worden sein soll. Die Auswertung der riesigen Datenmengen – es handelt sich um mehrere Terabyte – dauert aktuell noch an.

Paladin gegen Verschlüsselung – IT-Experten öffnen Datenträger

Weil die Täter laut Polizei mit hohem IT-Wissen und ausgefeilter Technik agierten, wurde zur Unterstützung das mobile Forensik-Labor „Paladin“ aus Oberfranken hinzugezogen. Mit Hilfe von Experten aus ganz Bayern – unter anderem aus Amberg, Regensburg und München – konnten verschlüsselte Speichermedien schnell vor Ort entschlüsselt und gesichert werden. Auch das Bayerische Landeskriminalamt und das LKA Hamburg waren eingebunden.

Schockierender Fund bei Mitbeschuldigten

Während sich der Tatverdacht gegen einen Münchner nach ersten Auswertungen vorläufig nicht erhärtete und der Haftbefehl aufgehoben wurde, weiteten sich die Vorwürfe gegen einen anderen Beschuldigten dramatisch aus: Bei einem 25-Jährigen aus Hamburg ergab die Analyse von Datenträgern Hinweise auf die Anstiftung zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern – über einen Messenger-Dienst. Auch die Besitzverschaffung und Herstellung kinderpornografischer Inhalte werden ihm zur Last gelegt.

Ermittlungen gegen Kunden angekündigt

Die Ermittler betonen, dass sich auch die Nutzer des illegalen Streamingdienstes strafbar gemacht haben. Sie müssen mit Verfahren rechnen. Die ZCB mit Sitz in Bamberg ist auf komplexe Cybercrime-Verfahren spezialisiert – insbesondere, wenn der technische Aufwand besonders hoch ist oder wenn es um organisierte Internetkriminalität geht.