MÜNCHEN. Zwei Drittel der Bevölkerung sehen die Pflegeversorgung in Deutschland als nicht ausreichend und fast die Hälfte erwartet eine weitere Verschlechterung innerhalb der nächsten zehn Jahre. Das zeigt der aktuelle Pflegereport der DAK-Gesundheit, basierend auf einer Allensbach-Umfrage unter mehr als 4.400 Menschen.
DAK-Vorstandschef Andreas Storm bezeichnet die Situation als „Kipppunkt“: Die Finanzierung des Pflegesystems gilt als größtes Problem, 72 Prozent der Befragten sehen sie als nicht gesichert an. Fast 90 Prozent fordern, dass Pflege für alle bezahlbar bleiben müsse. Besonders die Kosten für stationäre Pflege, der Personalmangel und die Unsicherheit über die regionale Versorgung belasten Bürgerinnen und Bürger.
Die Studie macht zudem deutlich, wie stark die Bevölkerung in die Pflege eingebunden ist: Jeder Zweite hat aktuell oder in den letzten zehn Jahren Angehörige oder Nachbarn gepflegt. Acht von zehn Menschen sehen dabei eine Überforderung von Pflegenden. Prof. Dr. Renate Köcher betont die gesellschaftliche Bedeutung dieser privaten Strukturen und fordert, Pflegende stärker zu unterstützen.
DAK-Chef Storm fordert die Bund-Länder-Kommission „Zukunftspakt Pflege“ auf, dringend Reformen einzuleiten. Die Bevölkerung sieht besonders in Pflegestützpunkten und einer besseren pflegefachlichen Begleitung zentrale Verbesserungsmöglichkeiten. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse klar: Eine verpflichtende private Pflegevorsorge findet wenig Zustimmung, staatliche Finanzierungshilfen sind erwünscht.
„Pflege darf kein Luxusgut werden. Wir müssen die Pflegeversicherung nachhaltig sichern, die häusliche Pflege stärken und diejenigen entlasten, die ihre Angehörigen pflegen – nur so bleibt Pflege für alle bezahlbar.“
Die CSU-Fraktion unterstützt diese Forderungen. Fraktionsvorsitzender Klaus Holetschek betont, Pflege dürfe kein Luxusgut werden. Besonders die häusliche Pflege müsse gestärkt und Angehörige entlastet werden, etwa durch ein Lohnersatzmodell ähnlich dem Elterngeld.
Die DAK-Umfrage zeigt eindrücklich: Die Pflege in Deutschland steht auf der Kippe, die Zeit für Reformen drängt.