BlaulichtOberpfalz

Angebliche Tierliebe bringt Jungfalken in Lebensgefahr

SULZBACH-ROSENBERG. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht – das zeigt ein aktueller Fall aus Sulzbach-Rosenberg, bei dem ein junger Falke beinahe durch falsch verstandene Tierliebe in ernsthafte Schwierigkeiten geraten wäre. Ein „aufmerksamer Bürger“ hatte das Tier entdeckt und bei der Polizei abgegeben. Doch diese Aktion war nicht nur unnötig, sondern hätte dem Wildvogel beinahe das Leben kosten können.

Kein Notfall – sondern ganz normale Natur

Wie ein hinzugezogener Vogelexperte feststellte, handelte es sich bei dem Tier keineswegs um einen hilfsbedürftigen Notfall, sondern um einen sogenannten „flüggen“ Jungvogel. Diese jungen Greifvögel haben das Nest bereits verlassen und sitzen oft auf dem Boden, um erste Flugversuche zu unternehmen. Dabei werden sie weiterhin von ihren Eltern versorgt – auch wenn der Mensch das auf den ersten Blick nicht erkennt.

Doch genau hier liegt das Problem: Immer wieder greifen Menschen in solche natürlichen Prozesse ein, weil sie vermeintlich helfen wollen. Dabei richten sie oft mehr Schaden an als Nutzen. Wird ein Jungvogel aus seiner Umgebung entfernt, besteht die Gefahr, dass der Kontakt zu den Elterntieren abbricht – mit fatalen Folgen für die weitere Entwicklung des Tieres.

Polizei und Experten appellieren: Hände weg von Wildvögeln

Die Polizeiinspektion Sulzbach-Rosenberg warnt deshalb gemeinsam mit Fachleuten eindringlich davor, Wildvögel vorschnell mitzunehmen. Wer wirklich helfen will, sollte zunächst den Kontakt zu fachkundigen Stellen wie Wildtierstationen, Tierärzten oder Falknern suchen.

Der betroffene Jungfalke hatte am Ende Glück im Unglück: Er wurde wieder an seinem ursprünglichen Fundort ausgesetzt und kann nun hoffentlich seine Entwicklung zum Greifvogel fortsetzen – diesmal unbehelligt vom Menschen.

Unwissenheit ist keine Entschuldigung

Es sollte sich längst herumgesprochen haben: Wildtiere gehören nicht in Menschenhand – erst recht nicht ohne triftigen Grund. Was als Rettung gedacht ist, endet viel zu oft im Desaster. Wer Tiere liebt, lässt sie in Ruhe. Wer wirklich helfen will, informiert sich vorher. Alles andere ist blinder Aktionismus – und gefährlich.